Hundeerziehung mit Köpfchen

Geduld und Konsequenz, Vertrauen und Respekt sind wichtige Grundpfeiler der Erziehung

"Wenn der Hund knurrt, nehmen Sie die Leine und schlagen so lange drauf, bis er sich unterwirft." Solche Erziehungsmethoden werden heutzutage glücklicherweise nicht mehr angewendet, oder vielmehr, nicht mehr so drastisch angewendet. Leider sieht man aber trotzdem immer noch häufig Hundehalter, denen "die Hand ausrutscht", d.h. die ihren Hund tatsächlich schlagen (womit auch immer), wild an der Leine reißen, oder ein Stachel- oder Würgehalsband benutzen.

Es ist aber nicht nur der "typische Macho" oder "Schlägertyp", der dieses völlig unangebrachte Verhalten zeigt, sondern genauso häufig die zierliche, junge Frau oder jeder andere "Typ Hundehalter". Dabei wissen sie sehr gut, dass man einen Hund nicht schlagen soll, dass es die falsche Art zu strafen ist. Die meisten Menschen reagieren auch erst mit diesem "bewusst falschen" Verhalten, wenn sie sich hilflos fühlen, weil scheinbar keine andere Lösung gefunden werden kann oder er der Meinung ist, dass der Hund "anders nicht hört".

Der Hundehalter findet auch immer wieder eine Bestätigung seines rüden Verhaltens, weil der Hund dann (nach den Schlägen) ja reagiert – meist unterwürfig und ängstlich. Allerdings reagiert der Hund hier nur auf den – für ihn jetzt vollkommen unverständlichen, weil unberechenbaren – Hundehalter, er bringt diese Strafe nicht mit seinem unerwünschten Verhalten in Verbindung. Und das heißt wiederum, dass der Hund meist nicht lernt, sein unerwünschtes Verhalten zu ändern, sondern – im "günstigsten" Fall – Ihnen zu misstrauen und vor Ihnen zurückzuweichen, oder evtl. seinerseits mit aggressivem Verhalten zu reagieren.

Stachel- und Würgehalsbänder sind prinzipiell abzulehnen, da sie Verletzungen und Schmerzen verursachen können, u.a. Beschädigungen der Halswirbelsäule, der Luftröhre, des Bindegewebes und der Haut. Durch falsche Anwendung tritt außerdem eine Gewöhnung ein, die dazu führt, dass der Hund die auftretenden Schmerzen akzeptiert – wenn sie immer oder immer wieder auftreten, lernt er, dass die Schmerzen "normal" sind.

Dabei kann alles so einfach sein: Anstatt sich erst jahrelang vom Hund an der Leine durch die Gegend ziehen zu lassen, unterbrochen von einigen meist halbherzigen Versuchen, ihn leinenführig zu machen, und sehr vielen, verzweifelten und jähzornigen Anfällen, sollte das Problem "An-der-Leine-zerren" konsequent und systematisch angegangen werden (andere Probleme ebenfalls). Es gibt verschiedene Methoden der Erziehung zum bei-Fuß-gehen, von der geduldigen (bei Zug an der Leine sofort stehen bleiben, erst weitergehen, wenn der Hund wieder neben Ihnen steht und die Leine durchhängt) bis zu den "instrumentellen" (Halti, Clicker-Training). Die optimale Erziehungsmethode hängt u.a. von Ihnen und vom Charakter Ihres Hundes ab.
Egal, wie Sie sich entscheiden, arbeiten Sie systematisch und konsequent. Jeder Spaziergang, bei denen Ihr Hund wieder an der Leine zerrt, beschert Ihnen einen Rückschlag in Ihrem Training. Aber die besondere Schwierigkeit bei der Erziehung zur Leinenführigkeit liegt darin, dass der Hund nicht nur zu Übungszwecken an der Leine gehen muss, sondern auch während des normalen Tagesablaufes, also auf dem Weg zum Einkaufen, Freunde besuchen, Kinder abholen, usw. – und dass wir hier oft große Probleme haben, uns in der Eile auf den Hund und seine Erziehung zu konzentrieren, stehen zu bleiben, wenn er an der Leine zieht, obwohl wir wie so oft keine Zeit haben.

In einem solchen Fall ist ein Halti oder ein Gentle Leader empfehlenswert. Beide sind Kopfhalfter für Hunde, bestehen aus breitem Nylonband und sind durch Schnellverschlüsse problemlos anzupassen sowie an- und abzulegen. Die Leine wird im Bereich unter der Hundeschnauze befestigt, so dass durch einen Leinenzug (nach seitwärts hinten) der Kopf des Hundes umgelenkt wird. In dieser Position ist es dem Hund nicht mehr möglich, an der Leine (und an Ihnen) zu ziehen. Ein positiver Nebeneffekt entsteht dadurch, dass der Hund sich Ihnen zuwendet und Sie jetzt wieder seine Aufmerksamkeit gewinnen können. Bevor Sie mit Ihrem Hund zum Üben losmarschieren, muss er natürlich an das Tragen des Halfters gewöhnt werden, dann trägt der Hund es schon nach kurzer Zeit mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie sein Halsband.
Außerdem wird (zumindest in einigen Bundesländern) das Halti als Maulkorbersatz anerkannt!

Aber auch bei Verwendung eines Halfters ist geübtes und besonnenes Verhalten wichtig, denn auch Halti und Gentle Leader kann man falsch benutzen, so dass sie nicht wirken oder sogar Schaden anrichten – bitte informieren Sie sich vor dem Gebrauch ausführlich!

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