Beißen, schnappen, kneifen, zwicken - schon im Welpenalter?

Dass Hundewelpen nicht nur Hundefutter zwischen die Zähne nehmen, ist eigentlich völlig normal. Schließlich ist dies die beste Möglichkeit für sie, die Welt zu "begreifen". Aber gilt dies auch für Menschenhände und -füße? Und wächst sich das von alleine wieder aus? Wie lernen Welpen, was sie beknabbern dürfen und was nicht?

 

Auch Hundewelpen müssen viele Erfahrungen sammeln, um ihre belebte und unbelebte Umwelt kennen zu lernen. Dazu dienen das Spielen mit Gegenständen und soziale Spiele mit Artgenossen und anderen Lebewesen, auch mit uns Menschen. Aber weil Hund nicht gleich Hund ist, können sich verschiedene Welpen in der gleichen Situation ganz unterschiedlich verhalten - auch auf unsere Erziehungsmaßnahmen – je nach Veranlagung und unserem Umgang mit ihnen.

Manche Hunde kommen gar nicht erst auf die Idee, in Hände, Füße oder Knöchel zu beißen, allerdings nur wenige. Die meisten probieren früher oder später aus, ob dies auch geeignete Spielzeuge sind und was man mit Hineinbeißen alles erreichen kann. Bei vielen Welpen, die ihre Sozialpartner derart "testen", reicht ein kurzer, hoher Aufschrei und das Unterbrechen des für den Menschen unangenehmen Spieles aus, spätestens nach einigen Wiederholungen, um zu lernen, dass Menschenteile keine Kauknochen sind. Dies gilt vor allem für eher sensible Hundewelpen.

Vertreter der dickfelligen Fraktion lassen solche menschlichen "Mimositäten" dagegen kalt, alles Schreien und Wegziehen der Extremitäten nutzt nichts, tatsächlich scheint gerade das ihnen besonderen Spaß zu bereiten. Und das passiert schnell, wenn wir einen sehr verspielten Welpen haben, dem vielleicht auch langweilig ist – und wir zu sanft, zu langsam und/oder nicht konsequent reagieren. Denn wenn auch unser dritter oder fünfter Aufschrei den Welpen nicht von seinem Vorhaben abhalten, bestehen gute Chancen, dass er sich daran gewöhnt und für Ihre normalen Lebensäußerungen hält. Dann hilft oft das Ergreifen der Hundeschnauze (mit der Hand) als für den Hund verständlichen und höchst persönlichen Tadel für solch unsensiblen Umgang mit dem Menschen. Wichtig dabei ist jedoch, dass Sie die Schnauze Ihres Welpen erst dann wieder loslassen, wenn er dies auch als Tadel verstanden hat. Kurzes Aufquietschen des Welpen und sein Versuch, Ihrem Blickkontakt auszuweichen, sind gute Zeichen dafür – alles andere wird zum Spiel.

Aber auch dieser Tadel hat seine Grenzen, vor allem wenn Knöchel das bevorzugte Ziel des Welpen oder Junghundes sind: Man kann prima hineinzwicken und -beißen, denn bis der Mensch sich endlich gebückt hat und die Schnauze des Zwerges ergreift/ergreifen möchte, hat dieser schon längst seine Schnelligkeit ausgespielt und befindet sich außer Reichweite. Dass es für ihn ein Spiel ist, erkennen Sie daran, dass er sofort wieder "angreift" und dabei immer schneller wird. Hier helfen mitunter Hilfsmittel wie eine Blumenspritze oder Wasserpistole, die schnell eingesetzt werden können (Sie müssen sie einige Zeit lang bei sich tragen) und durch das unerwartete Erscheinen auf die meisten Hunde unangenehm wirken, selbst auf ausgesprochene Wasserratten. Selbstverständlich gilt auch hier: Setze ich nur wenige Wasserspritzer ein, die meinen Welpen nicht beeindrucken, gewöhnt er sich daran und, wenn ich die Dosis nur langsam steigere, auch an eine heftigere Dusche. Spritze ich ihn aber so schnell und lange und so nass, dass er zurückweicht, habe ich ein gutes Abschreckungsmittel. Und das wirkt umso besser, wenn ich dem Welpen sofort nach dem Zurückweichen - freundlich - ein angemessenes Spiel anbiete, etwa ein Spielzeug zum Hineinbeißen.

Auch bei dieser Form der Erziehung gilt, die Maßnahmen an den Charakter (und das Nervenkostüm) des Welpen anzupassen: So deutlich wie nötig, aber so sanft wie möglich, d.h. nicht mit Wattepads drohen, aber auch nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen. Und bitte beachten Sie, dass Ihr Hund keinerlei Deutschkenntnisse hat, wenn er auf die Welt oder zu Ihnen kommt: Was "Nein" bedeutet, muss man ihm durch geeignetes und wiederholtes Training beibringen.

Und für Strafen allgemein gilt: Wenn sie schon sein müssen, dann sofort, wenn der Welpe sein unangenehmes Spiel beginnt. Dann kann er einen Zusammenhang herstellen und sein Verhalten Ihren Wünschen anpassen. Sind Sie zu langsam und strafen zu spät, wird Ihr Welpe Sie nicht ernst nehmen, eher für unberechenbar und launisch halten.

Im Zweifelsfall hilft Ihnen ein erfahrener Hundetrainer, -verhaltenstherapeut oder -psychologe, das Verhalten Ihres Welpen zu beurteilen und geeignete Erziehungsmaßnahmen zu finden.

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