Ein Gedächtnis wie ein Hund

Cleverer Hund

Dass Hunde clever sind, bewies schon vor vielen Jahren der Border Collie „Rico“, der über 250 Begriffe seinen Spielsachen zuordnen konnte. Seine Kollegin „Chaser“ übertraf ihn 2010 mit dem neuen Rekord von 1022 Objekten. Nun bewiesen Forscher, dass Hunde auch Ereignisse abrufen und beobachtetes Verhalten zu einem späteren Zeitpunkt nachahmen können.

Viele ihrer Fähigkeiten sind phänomenal, wie die Leistungen von Spürhunden immer wieder zeigen. Auch ihre Bereitschaft, mit Menschen zu kooperieren und ihre Signale zu verstehen, zeichnen die Fellnasen aus. Dabei profitieren sie von einem hervorragenden Gedächtnis, durch das sie u.a. erlernte Handlungen abrufen, aber auch, sich an spezielle Ereignisse ihres Lebens erinnern können.

Dass Hunde erlernte Fertigkeiten abrufen können, ist Hundehaltern wohl bekannt. Für das Behalten und Abrufen von Übungen auf Kommandos hin sorgen Konditionierungen, also Training, aber auch das prozedurale Gedächtnis. Es sorgt für einen reibungslosen Ablauf routinierter Handlungen, die kaum kontrolliert werden müssen und bei Bedarf automatisch ablaufen, etwa das Öffnen einer angelehnten Tür oder bei Menschen das Radfahren. Da Menschen ihre derartigen Fertigkeiten schlecht erklären und viel besser vormachen können, zählt man das prozedurale Gedächtnis neben einigen anderen zu den nichtdeklarativen Gedächtnisleistungen.

Hunde können auch vergangene Ereignisse abrufen und besitzen daher ein episodisches Gedächtnis. Auch dieser Aussage stimmen wohl alle Hundehalter zu, sie wurde aber erst vor kurzem von ungarischen Wissenschaftlern aus dem Team des bekannten Biologen Ádám Miklósi durch Experimente bewiesen. Das episodische Gedächtnis zählt zu den deklarativen (erklärenden) Gedächtnisleistungen, mit dessen Hilfe wir bewusst Erinnerungen abrufen können, der Mensch etwa die an seine Urlaubsreisen.

Für den Nachweis kann man den Hund schlecht fragen, ob er sich erinnert, sondern muss eine Methode finden, ihm diese Information zu entlocken. Diese Methode fanden Claudia Fugazza und ihre Kollegen im leicht veränderten Lernspiel „Do as I do“ („Mach‘s nach“), bei dem Hunde lernen, die Handlungen ihres Menschen zu beobachten und auf dieses Kommando hin nachzuahmen. Eine Übung besteht beispielsweise darin, dass sich der Mensch einmal im Kreis dreht und den Hund mit „Mach’s nach“ zu einer Aktion auffordert; daraufhin dreht er sich - nach entsprechendem Training - ebenfalls im Kreis. Durch das Training löst die Aktion des Menschen bei ihm die Erwartung aus, das gezeigte Verhalten sofort nachzuahmen. Für den Nachweis des episodischen Gedächtnisses wurde der Hund in einer späteren Übung jedoch an der unmittelbaren Nachahmung gehindert, indem ihm beigebracht wurde, sich auf Kommando hinzulegen, und zwar unabhängig von der vorherigen Handlung des Menschen. Dadurch wurde die Erwartung des Hundes, nachzuahmen, ersetzt durch die Erwartung, sich nach dem „Vorturnen“ des Menschen hinzulegen.

Die Testsituation bestand nun darin, dem Hund eine Handlung zu zeigen, z.B. einen auf dem Boden liegenden Schirm zu berühren, und ihn, bevor er reagiert, für mindestens eine Minute aus dem Bereich des Objektes zu führen, etwa hinter einen Sichtschutz. Nachdem sich beide dem Testbereich wieder nähern, legt der Hund sich, wie zuletzt erlernt, unaufgefordert hin. Erhält er nun das Kommando „Mach’s nach“, berührt er den Schirm mit der Pfote - eine Handlung, die er nie zuvor nachgeahmt und während der Unterbrechung behalten hatte. Die getesteten Hunde behielten diese Episode sogar bis zu eine Stunde im Gedächtnis, wenn auch die anschließende Ausführung mit Steigerung der Dauer nachließ. Sie hatten sich die Bewegungen ihres Menschen gemerkt, obwohl sie ihn nicht direkt nachahmen konnten und kein Grund bestand, sich diese Handlungen bewusst einzuprägen. "Man kann diese Ergebnisse als weiteren Schritt dahin sehen, die künstlich errichtete Barriere zwischen nichtmenschlichen Tieren und Menschen einzureißen", sagt Claudia Fugazza über diesen Nachweis des episodischen Gedächtnisses bei Hunden, "Es gilt als eng verknüpft mit dem Besitz eines Selbstbewusstseins."

Quelle: Fugazza, C., Á. Pogány & Á. Miklósi (2016): Recall of Others’ Actions after Incidental Encoding Reveals Episodic-like Memory in Dogs. – Current Biology (26/23): 3209–3213, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/j.cub.2016.09.057.

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